Musikland Tirol

Feuilleton - Tanz mit mir in den Himmel

Solche oder ähnlichen Worte mögen den Innsbrucker Tanzsommer begründet haben. Jedenfalls wurden sie offensichtlich wahrgenommen, zuerst von den Subventionsgebern und im Gefolge von erwartungsfrohen Sponsoren. Es ist durchaus bemerkenswert, ja zu bewundern, wie es ein geschickter Charmeur und zudem fescher Mercedespilot verstanden hat, in kürzester Zeit ein nicht gerade gebefreudiges Innsbrucker Kulturklima in beständiges Hochdruckwetter zu verwandeln.

Der Innsbrucker Tanzsommer ist bezeichnenderweise ein Grundpfeiler des Innsbrucker Sommer geworden, der juristisch wiederum das Zubehör des Vereins Innsbrucker Sommerspiele darstellt mit der vermuteten grundsätzlichen Intention, den Gästen der Stadt die häufig verregneten Ferientage zu versüßen. Für die Zuteilung der nicht unbeträchtlichen Subventionen und somit für die Programmgestaltung ist ein Kuratorium zuständig, das sich zusammenfügt - der Wertigkeit ihres vermutlich tatsächlichen Einflusses nach gereiht - aus Touristikern, Politikern und Beamten der Stadt Innsbruck und des Landes Tirol und bezeichnenderweise sogar aus Veranstaltern, die so über ihre eigenen Projekte abstimmen können.

Der Schaden hält sich in Grenzen, denn allzu viel zu verteilen gibt es nicht mehr, sind doch dem Innsbrucker Tanzsommer ATS 7.000.000,- (ca. € 508.000,-) fix zugemessen. Dafür wurden einige der Kuratoren zu Patronen, ja zu Müttern und Vätern des Tanzsommers erhoben, und es gibt ja auch so manche sicherlich attraktive Veranstaltungen, die nach den kolportierten Besucherzahlen zu schließen, auch angenommen werden. Jedenfalls müsste ein Festival, das für eine rund zweiwöchige Spielzeit eine Besucherziffer von an die 30.000 angibt, finanziell sich weitgehend selbst tragen. Arme Impresarii des sozialarmen 18. Jahrhunderts: Sie haben es anscheinend auch ohne öffentliche Mittel allein auf Privatrisiko vermocht, Mozarts Meisteropern schon kurz nach ihrer Uraufführung dem Innsbrucker Publikum erfolgreich zu präsentieren. Man kann es aber auch als Fortschritt interpretieren, wenn nunmehr aus Steuergeldern aller, einigen wenigen ein respektables Vergnügen bezahlt werden kann.

Es ist das gute Recht des Kuratoriums, über das inhaltliche Gesamtkonzept und somit die Finanzierung des Innsbrucker Sommers zu befinden, soweit in der anderen Waagschale auch das Gewicht der Verantwortung liegt. Insofern Mittel aus spezifischen Interessen im Gesamttopf zur Verteilung liegen, z.B. jene Gelder der Touristiker, mag es kaum Gewissensprobleme geben, und Wünsche an Kulturveranstalter sind vielfach auch erfüllbar. Sensibler ist diese Angelegenheit allemal, wenn öffentliches Geld im Spiel ist. Hier darf der Wert nicht an Zahlen gemessen werden und so scheint es schwer, manchmal die richtige Orientierung zu finden. Öffentliche Förderung müsste Aktivitäten vorbehalten sein, die es auf Grund ihrer Qualität und angesichts der virulenten Verwirrtheit im Kulturbetrieb schwer haben, sich durchzusetzen. Verkannte Kultur aber war der Motor der Kulturgeschichte. Wir sollten darum lernen und haben ja auch gelernt, und die öffentliche Kulturförderung ist der beste Ausdruck für dieses Lernen. Hier ist also höchstes Feingespür und Sorgfalt am Platz und wohl auch Bedingung. Es war dies kein Exkurs, es führt ins Zentrum der Geschichte.

Das Land Tirol beteiligt sich am Innsbrucker Sommer mit ATS 2.500.000,- (ca. € 180.000,-). Und man glaubt es nicht: Die komplette Summe ist schon seit Jahren ohne weitere Diskussion von vornherein dem Innsbrucker Tanzsommer gewidmet. Man staunt und fragt sich, warum sich dann der Vertreter des Landes Tirol im Kuratorium die Zeit versitzen muss, wenn über seinen Beitrag ohnehin schon alles entschieden ist. Dabei ist diese Frage noch zweitrangig. Vielmehr ist der Veranstalter des Innsbrucker Tanzsommers zu fragen, ob er sich seines egoistischen Verhaltens seinen kulturellen Mitstreitern gegenüber bewusst ist und es verantworten kann, was damit alles verhindert wird. Auch im Kulturleben sitzen alle in einem Boot. Gerade dort, wo es vor allem darum geht, den Menschen zu veredeln, sind solche brutalen Zugriffe umso gefährlicher. Im Übrigen war die Landessubvention als Starthilfe intendiert. Nun ist der Motor offensichtlich angesprungen und der Karren läuft, er rennt so gut, dass es vermutlich bald auch einen Innsbrucker Tanzwinter geben wird. Im rauen Tiroler Bergklima könnte es dann aber durchaus wieder Startprobleme geben.

Triole

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