Musikland Tirol

Feuilleton - Guter Rat ist gar nicht teuer

Politiker sind vor allem Politiker; man erwartet sich ein ansprechendes Verhalten, vielleicht ein nettes Lächeln aus der Zeitung, Talent zum Schauspieler und jene geistige Beweglichkeit, die Fachkompetenz vermuten lässt. Da sich Politiker zumeist ein sehr breites Spektrum an Zuständigkeiten zutrauen, wird allerdings niemand annehmen, dass mit der Übertragung dieser zahlreichen und höchst unterschiedlichen Aufgaben zugleich auch in allen Fällen die nötige Fachkompetenz mitgeliefert ist. Um hier den Ausgleich herzustellen, gibt es die Einrichtung der Beamtenschaft, die dem Politiker darum verlässlicher und treuer Ratgeber sein sollte. Aus dieser notwendig innigen Beziehung zu ihrem Politiker erwächst dem Beamten je nach Sympathie oder Hartnäckigkeit ein nicht zu unterschätzendes Machtpotential. Dieser Umstand kann diverse Vorhaben durchaus befördern, wenn der Berater allein nach sachlichen Gesichtspunkten seine Aufgabe wahrnimmt, es kann aber auch vieles verhindert oder zum Schaden anderer ermöglicht werden, wenn das allzu Menschliche die Oberhand gewinnt und die Vernunft somit ausgeschaltet ist. Jedenfalls ist hier eine Problematik an Unsicherheit angesiedelt, und der Gesetzgeber, also die jeweilige Summe der Politik, hat das ja auch vorhergesehen. So hat man sich mit dem Gremium der sog. Beiräte selbst eine Einrichtung geschaffen, die vor allem den Regierungsmitgliedern in wichtigen Angelegenheiten eine Entscheidungshilfe auf breiterer Gedankenbasis sein könnte, und man muss wohl feststellen, auch sein müsste.

Zur Beratung des Herrn Landesrats für Kultur gibt es also die Kulturbeiräte. Dies sind an die 40 Persönlichkeiten aus allen Richtungen des vielfältigen Tiroler Kulturbetriebs, man möchte annehmen, die Besten. Viele von ihnen sind kraft ihres Amtes unvermeidliche Mitglieder, so Direktoren von Museen, der Konservatoriumsdirektor, der Musikchef des Symphonieorchesters, ein Fähnchenträger der Alternativszene vielleicht und ähnliche Kulturhonoratioren. Der Kulturbeirat wird von Beamten der landeseigenen Kulturabteilung für je eine Legislaturperiode des Landtags formiert. Eine erneute Bestellung nach Ablauf dieser Frist ist möglich, bei ansprechendem Verhalten wahrscheinlich. Das ist schon eine Schwachstelle. Die Beamtenschaft steht im Liebeswerben um die Gunst des Herrn Landesrats gewissermaßen in Zuneigungskonkurrenz zum Beirat und sieht es wahrlich nicht gerne, wenn dieser an Einfluss gewinnt. So werden alle wichtigen Angelegenheiten außerhalb dieses Gremiums auf einer eher dürftigen Ebene besprochen und entschieden. Dem Kulturbeirat bleibt zumeist die bescheidene Ehre des Vorschlags, wer - nicht allzu selten aus seinen eigenen Reihen - diesen oder jenen Kulturpreis in Empfang nehmen darf. Und zudem: wer sich hier allzu kritisch mit Wortmeldungen hervorwagt, kann mit großer Wahrhaftigkeit darauf vertrauen, einem künftigen Kulturbeirat nicht mehr anzugehören.

Guter Rat wäre gar nicht teuer und so wichtig im sensiblen Bereich des Tiroler Kulturlebens. Die Mitglieder des Kulturbeirats sind ehrenamtlich tätig und solche, die eine längere Anreisestrecke zu bewältigen haben, bekommen etwas Fahrgeld. Wenn man nur den Mut hätte, den wirklich besten Leuten aus der Vielzahl der Tiroler Kulturtalente auch wichtige Dinge zur Diskussion zu stellen und sich auch ernsthaft die Zeit nähme, zuzuhören, so wäre das eine tolle Sache und viel gewonnen. Gewinn vor allem für uns alle. Es muss doch ein gemeinsames Anliegen sein, dass im Kulturbereich das Beste gerade gut genug ist und man alle Ressourcen nützt, um mit Fantasie und Durchschlagskraft das Leben zu kultivieren. Hier gilt der Appell der vielbeschworenen Verantwortung der Verantwortlichen, und wenn man ihrer gewaltigen Dimension gewahr wird, gelingt es auch, über den eigenen Schatten zu springen.

Triole

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