Musikland Tirol

2. Ritter und Genie

Der Südtiroler Ritter Oswald von Wolkenstein gilt als der bedeutendste deutschsprachige Lyriker zwischen Walther von der Vogelweide und Goethe. Sein Werk ist in drei umfangreichen Liederhandschriften überliefert. Die Handschrift A in der Österreichischen Nationalbibliothek und die Handschrift B in der Innsbrucker Universitätsbibliothek enthalten zu den Texten auch die Melodien, während die Handschrift C im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, die erst nach dem Tod Oswalds geschrieben wurde, lediglich Texte aufzeichnet. Die beiden Handschriften mit Noten enthalten auch frühe mehrstimmige Vertonungen, die für die Entwicklung der Mehrstimmigkeit in Deutschland von zentraler Bedeutung sind.
Oswald von Wolkenstein ist sicherlich eines der denkwürdigsten Genies der abendländischen Kulturgeschichte. In seiner Familie hat sich auch eine der bedeutendsten Quellen zum deutschen Meistergesang, die Wiltener Meistersingerhandschrift, erhalten. Ihre Bezeichnung bekam die heute in der Bayerischen Staatsbibliothek München verwahrte Handschrift nach ihrem Letztbesitzer, der in Wilten, einem Dorf in der Nähe Innsbrucks ansässig war. Auf dem Umschlag ist das Wappen der Wolkensteiner angebracht. Dieses ganz wichtige Dokument enthält nahezu alle Namen der damals im 13. und 14. Jahrhundert bekannten fahrenden Meistersinger und viele ihrer Lieder. Im Unterschied zu den Minnesängern mit ihrer idealisierenden höfisch geprägten Dichtung war für die nachfolgenden Meistersinger eine in das Niveau des Bürgertums gebrachte, realistische Weltschau maßgebend. Den Hauptteil der Wiltener Meistersingerhandschrift bildet die Überlieferung der drei wichtigsten Meistersinger, der gekrönten Meister Heinrich von Meißen, genannt Frauenlob, Barthel Regenbogen und Heinrich von Mügeln. Frauenlob und Barthel Regenbogen kamen auf ihren Fahrten auch nach Tirol. Es ist bemerkenswert, dass sich ihre einzige urkundliche Erwähnung in Tiroler Archiven findet.

Porträt Oswald von Wolkenstein in der Innsbrucker Handschrift von 1432; Portrait of Oswald von Wolkenstein in the Innsbruck manuscript of 1432

2. Knight and Genius

The South Tyrolean knight Oswald von Wolkenstein is considered the most important German-language lyric poet between Walther von der Vogelweide and Goethe. His work has been preserved in three bulky manuscripts of songs. Manuscript A in the Austrian National Library in Vienna and Manuscript B in the Innsbruck University Library include melodies with the texts, while Manuscript C in the Tyrolean Museum Ferdinandeum in Innsbruck, which was not written until after Oswald's death, contains only texts. The two manuscripts with music also contain early multi-part settings that are of major importance for the study of the development of polyphony in Germany. Oswald von Wolkenstein is surely one of the most noteworthy geniuses of western cultural history. One of the most important manuscript sources on German mastersinging was also preserved by his family, the Wilten Meistersingerhandschrift. Today in the Bavarian State Library in Munich, it is named after its last owner, who lived in Wilten, a village near Innsbruck. The family crest of the Wolkensteins is on the cover. This extremely important document provides the names of almost all the traveling mastersingers known in the 13th and 14th centuries and contains many of their songs. In contrast to the minnesingers' idealizing poetry characterized by courtly influence, the succeeding mastersingers' decisive feature was a realistic world view shifted to the level of the burghers. The main part of the Wilten manuscript has handed down the works of the three most important mastersingers: the "crowned" Master Heinrich von Meißen, known as Frauenlob (in praise of women), Barthel Regenbogen and Heinrich von Mügeln. Frauenlob and Barthel Regenbogen also came to the Tyrol on their travels. The fact that the only documentary reference to them is in Tyrolean archives is remarkable.

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