Institut für Tiroler Musikforschung Innsbruck
Eine Privatinitiative ist Hauptträger der landeskundlichen Musikforschung
Das Institut für Tiroler Musikforschung (ITMf) wurde 1983 auf Privatinitiative junger Wissenschaftler gegründet mit dem Ziel der Erforschung, Dokumentation und Präsentation möglichst vieler relevanter Materialien zur Musikgeschichte in Nord-, Ost- und Südtirol einschließlich des Trentino - in ganz Österreich eine bis heute exemplarische Pionierleistung. Nach dem Ableben des auch international bedeutenden Musikwissenschaftlers Univ.-Prof. Dr. Walter Senn, der die landesspezifische Musikforschung Tirols durch zahlreiche fundamentale Arbeiten erst kreiert hatte, war die Weiterführung und Koordination dieses Erbes durch seine Schüler eine selbstverständliche Verpflichtung.
Der Musik Tirols eine weit vernehmbare Stimme geben
In all den Jahren hat das ITMf mit beispielhaftem Engagement und konsequenter Zielstrebigkeit repräsentative landesspezifische Projekte in Angriff genommen und vielfach auch schon erfolgreich abgeschlossen. Waren es zu Beginn vor allem intensiv durchgeführte, kontinuierliche und systematische Feldforschungen auf dem Gebiet der Volksmusik in Ost- und Südtirol, so hat im Lauf der Jahre mehr und mehr die Erschließung von Quellen zur Tiroler Klassik an Raum gewonnen. Insbesondere die Erkundung der Musikdokumente von Stift Stams und der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum hat die Tätigkeit des ITMf international bekannt gemacht und der Musik Tirols in der Fachwelt eine weit vernehmbare Stimme gegeben, nicht zuletzt durch die großartigen, weltweit singulären CD-Editionen.
Erfolgreiche Zusammenarbeit mit anderen Institutionen im In- und Ausland
Im Jahr 1984 wurde Manfred Schneider, der zusammen mit seiner Frau Hildegard Herrmann-Schneider das Institut gegründet hat, als Leiter der Musiksammlung an das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum berufen. Wenige Jahre später erfolgte auch seine Bestellung zum Leiter des Tiroler Volksliedarchivs. So konnte eine konsequente Zusammenführung der bisherigen Tätigkeiten im Umfeld der neuen Aufgaben weitgehend organisch erfolgen. Die Aktivitäten im Bereich der Feldforschung wurden intensiviert und erhielten im Rahmen des Konzertprogramms des Ferdinandeums eine wirkungsvolle Möglichkeit der Präsentation. So wurden u.a. die heute bereits legendären Tiroler Weihnachtssingen als völlig neuartige Form einer aktuellen Volksliedpflege initiiert und über Jahre fortgeführt und viele andere durchwegs innovative Musikaktionen erst durch diese ideale Konstellation einer Zusammenarbeit von ITMf, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum und Tiroler Volksliedarchiv ermöglicht.
Eine eigene Abteilung des ITMf ist RISM (Répertoire International des Sources Musicales) - Landesleitung Westösterreich und Referat Südtirol. Leiterin dieser in der weltweiten Musikforschung verankerten Institution ist Univ.-Doz. Mag. Dr Hildegard Herrmann-Schneider (siehe eigenen Beitrag).
International beachtete Editionen und CD-Reihe
Die Präsentation von Musikquellen tirolischer Provenienz in möglichst inhaltlicher und medialer Vielfalt gehörte von Beginn an zu den Hauptanliegen des Instituts. Vorerst wurden umfangreiche Dokumentationen im Bereich der Volksmusik veröffentlicht, so etwa Manfred Schneiders Gesamtausgabe der Jodler Tirols oder der umfangreiche Band Karl Horaks mit Quellen zur instrumentalen Volksmusik Tirols, auf den die umfassende Gesamtdarstellung des Kinderlieds in Tirol folgte. Hildegard Herrmann-Schneider unternahm die konsequente und kontinuierliche Katalogisierung tirolischer Musikbestände, wobei sie bereits 1984 einen Katalog der Musikhandschriften des Dominikanerinnenklosters Lienz, die in der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums eingelagert sind, in der Institutsreihe Beiträge zur Musikforschung in Tirol veröffentlichte. Diese Publikation war überhaupt der erste nach wissenschaftlichen Kriterien erstellte Quellenkatalog zur Musikgeschichte Tirols. Im Jahr 1993 folgte als Band 2 der Institutsreihe der Katalog der Musikhandschriften der Pfarrkirche und Musikkapelle Vils, und 1997 erschien als weiterer Band der Herausgeberin die Welterstausgabe der Originalfassung der populären Kindersinfonie, die sich im Musikalienbestand von Stift Stams erhalten hat. Dieses berühmte Werk galt als Schöpfung von Josef oder Michael Haydn sowie von Leopold Mozart. Die Stamser Quelle hat aber eindeutig ergeben, dass der eigentliche Autor der Fiechter Benediktinerpater Edmund Angerer (1740-1794) ist.
Ab 1988 erfolgte im ITMf die Herausgabe der Begleithefte zu den Tiroler Weihnachtssingen, die jeweils im Tiroler Landesmuseum stattfanden, ebenso ab 1989 zu den über mehrere Jahre durchgeführten Tiroler Passions- und Ostersingen. Durch die liebevoll gestalteten Liederhefte und die CD-Produktionen mit dem kompletten Programm der Noteneditionen war der Volksmusikpflege in Tirol eine völlig neue Bahn gewiesen. Heute gehören viele der damals erstmals vorgestellten Lieder zum ständigen Besitz vieler Gesangsgruppen und werden auch von Organisatoren diverser Volksmusikveranstaltungen sowie in Rundfunksendungen gerne präsentiert.
Im Eigenverlag des Instituts erscheinen auch zwei umfangreiche CD-Reihen: Die Anthologie Musik aus Stift Stams umfasst bereits 21 Folgen, während die Referenzreihe Klingende Kostbarkeiten aus Tirol ebenfalls schon die Nummer 20 erreicht hat. Insgesamt wurden vom ITMf bisher 69 CDs mit Musik aus Tirols herausgebracht. Alle CDs sind von hervorragender künstlerischer und technischer Qualität und auch international von Musikfreunden wie Fachleuten sehr geschätzt. Dadurch ist der Musiktradition Tirols überregional ein dauerhaftes Ansehen gesichert.
Seit 1997 auch eigenes Konzertgroßprojekt
1997 initiierte Manfred Schneider die Tiroler Tage für Kirchenmusik. Die Intention zu dieser Idee ist, mit exemplarischen Konzerten möglichst am jeweiligen Entstehungs- oder Überlieferungsort der Kompositionen auf die besondere Bedeutung der Kirchenmusiktradition Tirols aufmerksam zu machen. Wie die reichhaltige kirchliche Denkmalpflege im Bereich der bildenden Kunst zumeist seit langem praktiziert wird, so sollte und soll künftig auch die kulturgeschichtlich zumindest gleichrangige klingende Kunst für die Kirche eine kontinuierliche und konsequente Möglichkeit ihrer Präsentation erhalten. Mit dieser Idee wurde im Bereich der Musikpflege eine völlig neue Strategie geschaffen: Konzerte werden jeweils durch eine CD-Edition dokumentiert und bleiben somit dauerhafter Bestandteil der lokalen wie überregionalen Musikgeschichte. Die Programme bringen stets Novitäten, exklusiv für die Konzerte. Das Notenmaterial muss in Bibliotheken und Archiven erst eruiert und für den praktischen Gebrauch in moderne Notenschrift gebracht werden. Auch eine stilistisch geschmackvolle und der Intention des Komponisten entsprechende Aufführungspraxis gehört zu unseren besonderen Anliegen, damit diese zumeist lange verschollenen Werke wirkungsvoll und adäquat zur Geltung kommen.
Die 1. Tiroler Tage für Kirchenmusik wurden 1997 im Stift Stams mit Sakralmusik des böhmischen Komponisten Johann Zach (1699-1773) abgehalten. Stift Stams, der wichtigste Überlieferungsort von Werken Zachs, wurde ganz bewusst als erster Aufführungsort gewählt, um damit die überragende Bedeutung des Stifts für die Musikgeschichte Tirols zu betonen. Das Musikarchiv von Stift Stams gehört zu den wichtigsten Quellenbeständen des Landes und ist für die Musikforschung von unschätzbarem Rang. 1998 wurden in der Pfarrkirche von Kitzbühel erstmals Kirchenwerke des aus Kitzbühel gebürtigen Barockkomponisten Benedikt Anton Aufschnaiter (1665-1742) vorgestellt, der fast vier Jahrzehnte geachteter Dom- und Hofkapellmeisters des Kardinalfürstbischofs von Passau war. In den folgenden Jahren bildete den Programmschwerpunkt Kirchenmusik von jenen drei Tiroler Komponisten des frühen 18. Jahrhunderts, deren Werke auch im Druck erschienen sind: 1999 in Pfarrkirche von Schwaz Kompositionen von Johann Georg Tschortsch (1681/82 - 1737), 2000 in der Wiltener Stiftskirche Messen von Johann Heinrich Hörmann (1699-1763), dem letzten Direktor der Innsbrucker Hofmusik, sowie 2001 in der Haller Jesuitenkirche eine Messe und 12 Offertorien des Bozner Komponisten Vigilius Blasius Faitelli (1710-1768), der seit 1747 bis zu seinem Tod als Komponist in dem für seine Musikpflege überregional berühmten Königlichen Damenstift zu Hall angestellt war. Die CD-Editionen aller fünf bisher realisierten Tiroler Tage für Kirchenmusik gehören aufgrund ihrer herausragenden innovativen und künstlerischen Qualität zu unseren besten Veröffentlichungen.
Musikland Tirol im Internet - www.Musikland-tirol.at
Ende 2001 begann der Auftritt Tirols als Musikland im Internet. Tirols Musikleben in Vergangenheit und Gegenwart ist von einzigartiger Vielfalt. Die Kenntnis dieses Faktums ist nicht zuletzt den intensiven Entdeckungsarbeiten des Instituts für Tiroler Musikforschung zu verdanken. Viele neue Details zu Tirols Musik wurden eruiert und mit den technischen Mitteln der Gegenwart bestmöglich erschlossen. Die Musiküberlieferung Tirols hat so vielfach Konturen bekommen und die jetzt allmählich überschaubare Quellenlage ermöglicht erst die Kreation eines konkreten Bildes. Vorerst bilden eine kleine, originell gestaltete Musikgeschichte Tirols im Überblick, die Beschreibung der 100 Tiroler CDs, die den Klangraum bilden, eine Rubrik Tiroler Musikgeschichten und die ersten Beiträge zur Galerie der Musikinstitutionen den Anfang. Demnächst wird das Projekt mit einer umfassenderen Musikgeschichte Tirols vom 15. Jahrhundert bis zum frühen 20. Jahrhundert, der Musikedition Tirol und dem Tiroler Musikatlas weiter ausgebaut. Alle Bereiche werden zudem kontinuierlich in italienisch und englisch übersetzt, damit die internationale Nutzung gewährleistet ist Nach und nach wird so ein Musikland entstehen, ein intentional reales in möglichst vielfältiger Information über Tirols Musik, das folgerichtig mit fortschreitender Ausgestaltung die Gestalt eines virtuellen musicland annimmt, wo anhand der spezifischen Tiroler Quellen ganz allgemein das Phänomen Musik facettenreich in neuer medialer Präsentation erlebbar wird.
Institut für Tiroler Musikforschung Innsbruck
Rumer Straße 51d, A-6063 Innsbruck/Post Rum
Tel. und Fax 0043/512/263419
http://www.Musikland-tirol.at
VORSTAND
Prof. Dr. Manfred Schneider, Obmann
Univ.-Doz. Mag. Dr. Hildegard Herrmann-Schneider,
1. Obmann-Stellvertreter und Kassier
P. Urban Stillhard OSB, 2. Obmann-Stellvertreter
Gottfried Huber, Kassier-Stellvertreter
Alfred Spruck, Schriftführer
Dr. Stefan Hackl, Schriftführer-Stellvertreter
KASSENPRÜFER
Univ.-Prof. Dr. Erich Kaufer
Dr. Johann Ortner
BEIRÄTE
Franz Baur
Prof. Wolfram Köberl
P. Mag. Oliver Ruggenthaler OFM
Karlheinz Siessl
KORRESPONDIERENDE MITGLIEDER
MR Dr. Franz Amann, Rum
Rupert Bader, Stadtpfarrer, Vils
Klaus Keil, Leiter der Zentralredaktion des RISM, Frankfurt am Main
Dr. Stephanie Herrmann, Ministerialrätin, München
Prof. Dr. Manfred Mitterer, Mitterplars/Algund, Südtirol
Dr. Bernhold Schmid,
Bayerische Akademie der Wissenschaften, Musikhistorische Kommission, München